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Termine

Feb. 13, 2024

Blockseminar "Ein Weltbad wie Pyrmont"

Im Rahmen unserer Kooperation mit dem Historischen Seminar der Uni Hannover zur Aufarbeitung der NS-Zeit in Bad Pyrmont fand in diesem Wintersemester ein Praxisseminar statt, in dem die Teilnehmer tiefer in das Thema einstiegen und sich schon mit den ersten Quellen vertraut gemacht habe. Die ersten Forschungsergebnisse stellten die Studierenden nun in einem Blockseminar in Bad Pyrmont vor und diskutierten sie gemeinsam mit einigen lokalen Akteuren. Zu Gast waren Stadtarchivar Dr. Dieter Alfter, der Archivar des Landkreises Hameln-Pyrmont Jan Timmer, die Vorsitzende des Bad Pyrmonter Heimatbundes Adelheid Ebbinghaus, der Vorsitzende der Pyrmonter Theater Companie Jörg Schade sowie der Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom.


Den Einstieg machte Marie Holtin, die sich mit dem Image Bad Pyrmonts nach 1933 beschäftigte und schon einmal deutlich machte, was uns an weiteren Stellen des Seminars immer wieder begegnete: Für die Kurgäste wurde eine weitgehend unpolitische Atmosphäre aufrechterhalten. In der Kurzeitung bspw. spielten Antisemitismus oder Krieg kaum eine Rolle. In der Bewerbung des Ortes fielen dann aber doch die Betonung der urdeutschen Landschaft oder der germanischen Tradition besonders ins Auge, die der NS-Ideologie besonders in die Hände spielten. Interessanterweise wurde auch weiterhin die Geschichte des Fürstenbades hochgehalten.


Christopher Liedtke untersuchte den Kurpark und seinen Bedeutungswandel im Nationalsozialismus. Prägende Figur war hier Werner Dirks, dessen Rolle im lokalen Gefüge noch weiter untersucht werden muss.


Robin Tammen stellte anhand zweier unterschiedlicher Beispiele die nationalsozialistische Gleichschaltung der lokalen Gesellschaft vor. Während die Bad Pyrmonter Schützengesellschaft weitgehend in die NS-Gesellschaft integriert wurde und Schützenfeste bis 1939 regelmäßig stattfanden, wurde die Freimaurerloge „Friedrich zu den drei Quellen“ verboten. Auch wenn die Loge vor 1933 nur knapp über 30 Mitglieder hatte, handelte es sich dabei doch um wichtige und einflussreiche Persönlichkeiten der Bad Pyrmonter Gesellschaft. In Voraussicht der politischen Entwicklungen traten kurz nach der Machtübernahme schon etwa die Hälfte der Mitglieder aus wirtschaftlichen oder weltanschaulichen Gründen aus der Loge aus.


Tom Binner stellte den letzten demokratisch gewählten Pyrmonter Bürgermeister Uhde sowie seinen Amtsnachfolger Zuchhold vor, dessen Geschichte man kaum glauben könnte, wenn man sie in einem Spielfilm gesehen hätte. Charakterlich äußerst fragwürdig und kriminell wurde Zuchhold dann 1942 durch Richard Seebohm als Bürgermeister ersetzt.

Amrei Günther verschaffte den Teilnehmern einen ersten Überblick über die Faktoren Kurortsmedizin, Kurmusik und Sport und wie diese sich insbesondere im Verlauf der 30er Jahre den Vorstellungen des Nationalsozialismus angepasst haben.


Bad Pyrmont und die Inszenierung der Reichserntedankfeste am Bückeberg war das Thema von Fynn Kreller, der an verschiedenen Beispielen zeigte welche Bedeutung das nahe Propagandafest auch für die Stadt hatte. Dazu gehörten u. a. die Besuche der NS-Elite wie Joseph Goebbels, die Einrichtung einer Sendestation von Telefunken im Kurhaus oder auch Wettbewerbe zur Dorfverschönerung, den u. a. das heute zu Bad Pyrmont gehörende Löwensen gewann. Die zeitgenössische Schlagzeile der Dewezet, die Bad Pyrmont als „großes Hauptquartier“ bezeichnete, entsprach dagegen sicherlich nicht der Realität.


Einen ersten Einblick in die Nachkriegszeit gab Ben Rieger, der exemplarisch einige Entnazifizierungsakten aus dem Niedersächsischen Landesarchiv präsentierte.


Zum Schluss stellte Jörg Schade von der Bad Pyrmonter Theater Companie seine Recherchen vor. Dabei vermittelten insbesondere die seltenen Filmdokumente, die er bereits finden konnte sowie die Zeitzeugeninterviews, die er führte und in kurzen Ausschnitten vorstellte, einen äußerst lebendigen Eindruck von der Zeit.


Das Blockseminar endete dann eine Stunde früher als geplant, damit die Teilnehmer rechtzeitig zur Demonstration gegen Rechtsextremismus in Hannover sein konnten. Ein wichtiger Abschluss für unser Seminar, der nicht nur zeigt wie erschreckend aktuell das Thema ist, sondern auch wie wichtig die Aufarbeitung dieser Zeit ist, um rechte Mechanismen rechtzeitig erkennen und ihnen entgegenwirken zu können.


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Aktuelles & Termine

24 Apr., 2024
25. Mai 2024, 19:30 Uhr in der Beletage von Schloss Pyrmont Eine Reise durch die Kulturszene der 1920er Jahre in Bad Pyrmont Die Bad Pyrmonter Theater Companie und das Museum im Schloss laden begleitend zur Sonderausstellung „Die 1920er Jahre in Bad Pyrmont – Zwischen Inflation und Moderne“ zu einer Reise in die aufregende Kulturszene der „Goldenen Zwanziger“ in Bad Pyrmont ein. Carl-Herbert Braun und Jörg Schade, die auch an der Sonderausstellung mitgearbeitet haben, präsentieren an diesem Abend interessante und kuriose Entdeckungen. Im Spiegelbild der Kultur erscheint Bad Pyrmont als direktes (kleineres) Abbild von Berlin – Ein weltstädtisches Theaterprogramm, eine großartige Musikszene und eine schillernde Unterhaltungsszene nahmen auch manchmal den Pyrmonter Badegäste in den 20er Jahren den Atem. Eintritt: 21,00€ Eintritt Begleitung eines Schwerbehinderten: 10,50€ Schüler/Studenten/Auszubildende: 10,50€ Kartenvorverkauf über Bad Pyrmont Tourismus. Mitglieder des Museumsvereins und des Fördervereins der Theater Companie erhalten an dem Abend einen kostenfreien zeittypischen Cocktail.
23 Apr., 2024
Donnerstag, 6. Juni 2024, 17:30 Uhr After-Work-Führung mit Ausklang im Kaffeehaus im Schloss Wie wäre es mit einem besonderen Start in Feierabend und Wochenende? Am 6. Juni Uhr bieten das Museum und das Kaffeehaus im Schloss erstmals eine After-Work-Führung an. Kuratorin und Museumsleiterin Melanie Mehring führt um 17:30 Uhr durch die aktuelle Sonderausstellung „Die 1920er Jahre in Bad Pyrmont – zwischen Inflation und Moderne“ und nimmt die Besucher dabei mit auf eine Reise in eine der faszinierendsten Epochen unserer Geschichte. Im Anschluss besteht die Möglichkeit den Abend gemeinsam im Kaffeehaus im Schloss auf der Terrasse ausklingen zu lassen und sich bei einem kühlen Getränk noch ein wenig über die Ausstellung auszutauschen. Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos. Der Eintritt ins Museum beträgt 4 Euro (Kurgäste und Schwerbehinderte: 3 €; Schüler, Studenten und Arbeitslose: 2 €; Museumsvereinsmitglieder und Gäste mit PyrmontPlus Card: frei) Der Verzehr im Kaffeehaus erfolgt auf eigene Rechnung.
23 Apr., 2024
Samstag, 29. Juni 2024, 15 Uhr Öffentliche Kuratorenführung mit anschließendem Kaffeetrinken im Kaffeehaus im Schloss Kuratorin und Museumsleiterin Melanie Mehring führt am Sonntag, 21. April um 15 Uhr durch die aktuelle Sonderausstellung „Die 1920er Jahre in Bad Pyrmont – zwischen Inflation und Moderne“ und nimmt die Besucher dabei mit auf eine Reise in eine der faszinierendsten Epochen unserer Geschichte. Nach der Führung besteht die Möglichkeit den Nachmittag gemeinsam im Kaffeehaus im Schloss auf der Terrasse ausklingen zu lassen und sich bei Kaffee und Kuchen noch ein wenig über die Ausstellung auszutauschen. Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos. Der Eintritt ins Museum beträgt 4 Euro (Kurgäste und Schwerbehinderte: 3 €; Schüler, Studenten und Arbeitslose: 2 €; Museumsvereinsmitglieder und Gäste mit PyrmontPlus Card: frei) Der Verzehr im Kaffeehaus erfolgt auf eigene Rechnung.
23 Apr., 2024
30. Juni 2024, 19:30 Uhr Finissage: Schlager und Chansons der 1920er Jahre Zum Ausklang der Sonderausstellung „Die 1920r Jahre in Bad Pyrmont – Zwischen Inflation und Moderne“ präsentiert das Ensemble der Pyrmonter Theater Companie einen bunten musikalischen Reigen, mit Schlagern, Liedern und Chansons der Zeit. Mal sprühend voll Witz, mal voller Melancholie oder ein Feuerwerk an Texteinfällen – die Bandbreite der Musik illustriert ein aufregendes Jahrzehnt deutscher Geschichte. Unter anderem mit dabei: Isabella Rapp, Judith Guntermann, Patrizia Margagliotta. Am Klavier: Mathias Weibrich Eintritt: 21,00€ Eintritt Begleitung eines Schwerbehinderten: 10,50€ Schüler/Studenten/Auszubildende: 10,50€ Kartenvorverkauf über Bad Pyrmont Tourismus. Mitglieder des Museumsvereins und des Fördervereins der Theater Companie erhalten an dem Abend einen kostenfreien zeittypischen Cocktail.
11 Apr., 2024
Mittwoch, 10. April 2024, 19 Uhr in der Beletage von Schloss Pyrmont: Vortrag von Janine Niemöller: "Das barocke Gärtnerhaus von Schloss Pyrmont als Beitrag zur Weiterentwicklung des Kurortes im 18. Jahrhundert" Der Museumsverein im Schloss Pyrmont e. V. lädt ein zu einem bebilderten Vortrag von Janine Niemöller zur architektonischen Konzeption des heute äußerlich noch weitgehend original erhaltenen Wohn- und Wirtschaftsgebäudes, geplant von Julius Ludwig Rothweil im Jahre 1736. Der Entwurf des Arolser Hofarchitekten Rothweil zu einem Gärtnerhaus direkt an der Schlossgraft wird in Beziehung gesetzt zu den Erfordernissen der barocken Sommerresidenz und des überregional renommierten Kurortes. In diesem Zusammenhang spielen auch die Pyrmonter Hofgärtner eine besondere Rolle, denn sowohl der Unterhalt der herrschaftlichen Gärten und die gärtnerische Pflegearbeiten, aber auch die Neuanlage für „die Cur" lagen in ihrer Zuständigkeit. Der Hofgärtner wohnte mit seiner Familie in der vom Fürsten gestellten „Dienstwohnung" Gärtnerhaus. Dr Hofgärtner musste dabei so planen und wirtschaften, dass die gartenkünstlerischen Vorstellungen des Waldecker Landesherren angemessen realisiert werden konnten.  Eintritt 5 Euro (Museumsvereinsmitglieder frei)
11 Apr., 2024
Freitag, 19. April, 18 Uhr und 20 Uhr Historische Filme über Bad Pyrmont mit Livemusik Begleitend zur neuen Sonderausstellung im Museum im Schloss „Die 1920er Jahre in Bad Pyrmont – zwischen Inflation und Moderne“ laden das Museum, die Pyrmonter Theater Companie und die Kronen-Lichtspiele zu einem faszinierenden und informativen Kinoerlebnis: Im Mittelpunkt steht ein Werbefilm über Bad Pyrmont aus dem Jahr 1924. In knapp 20 Minuten wird alles aufgefahren, was das moderne Kurbad Pyrmont zu bieten hatte: Moorbäder, Inhalatorien, die nagelneue Wandelhalle, Reitsportveranstaltungen und sogar die Wäscherei mit modernster Technik. Gezeigt wurde der Film u. a. auf den Schiffen der Hapag-Lloyd Südamerika-Linie. Mit Unterstützung des Niedersächsischen Staatsbades Pyrmont und des Museumsvereins im Schloss konnte der Film aufwendig restauriert und digitalisiert werden. Die Pyrmonter Theater Companie ließ eigens für dafür eine Filmmusik komponieren, die begleitend zur Vorführung live am Klavier und Vibraphon präsentiert und für Gänsehautmomente sorgen wird. Jörg Schade von der Pyrmonter Theater Companie hat aber noch weitere historische Filmschätze entdeckt, die nun erstmals nach knapp 100 Jahren wieder exklusiv der Öffentlichkeit präsentiert werden und ganz neue Blicke auf Bad Pyrmont in den 20er und 30er Jahren ermöglichen. Vorstellungen in den Kronen-Lichtspielen Bad Pyrmont Freitag, 19. April, 18 Uhr und 20 Uhr Eintritt 9 Euro Mitglieder des Museumsvereins und des Fördervereins der Theater Companie erhalten den ermäßigten Eintritt von 8 Euro Kartenvorbestellungen: täglich ab 19.00 Uhr unter 05281/8859
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